Auswirkungen der FiDA-Verordnung auf die Versicherungsbranche

Warum mit dem "Framework for Financial Data Access“ (FiDA) weitreichende Anforderungen auf die Branche zukommen, wie sich Versicherungsunternehmen und Makler auf FiDA vorbereiten können und woran es bei der Umsetzung hapern könnte? Eine Einschätzung.

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Fachartikel, Finance & Compliance, Versicherungswirtschaft

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FiDA-Verordnung | Open Finance-Raum in der EU schaffen

Vorbereitung auf die Herausforderungen und Chancen der FiDA-Verordnung

Für Versicherungsunternehmen waren Daten schon immer ein wertvolles Gut. Bisher waren die Branchenplayer eher zurückhaltend, wenn es um das Teilen von Daten ging. Doch die FiDA-Verordnung könnte einen regulatorischen Rahmen für einen offenen, standardisierten Datenaustausch bieten. Wie sieht es nun mit den neuen Entwicklungen aus? 

Definition:: Was ist FiDA?

Das „Framework for Financial Data Access“ (FiDA) zielt darauf ab, neue Standards zu setzen, um den Zugang zu und die Nutzung von Finanzdaten zu vereinfachen. Es verfolgt weiterhin das Ziel, einen Open-Finance-Raum in der EU zu schaffen, der Kundenzentrierung, Offenheit und Standardisierung fördert. Durch die Schaffung dieses Rahmens sollen Marktteilnehmer – seien es große Versicherungen oder kleine Startups – gleiche Zugangsmöglichkeiten zu Finanzdaten erhalten. Trotz der noch laufenden politischen Verhandlungen bleibt das Ziel von FiDA bestehen, einen transparenten und offenen Finanzdatenmarkt zu etablieren, der es allen Akteuren ermöglicht, Daten effektiv und sicher zu teilen. 

Nicht alle Versicherungssparten betroffen

FiDAmöchte Finanzinstitute, einschließlich Banken, Versicherungen, Vermittler und Fondsgesellschaften, ab einer Größe von 250 Mitarbeitenden oder einem Umsatz von 50 Millionen Euro, verpflichten, ihre Kundendaten Dritten zur Verfügung zu stellen. Ausgenommen sind jedoch bestimmte Versicherungsprodukte wie Krankenversicherungen und Teile des Lebensgeschäfts, aufgrund der Datenschutzvorgaben (DSGVO) und den besonders sensiblen Gesundheitsdaten. 

Der Weg der FiDA-Verordnung

FiDA-Verordnung sollte ursprünglich 2025 verabschiedet und ab 2027 als verbindliche Regelung gültig werden. Doch im Februar 2025 gab es neue Entwicklungen: FiDA wurde im Arbeitsprogramm der EU-Kommission unter den „Pending Proposals“ (schwebende Vorschläge) eingeordnet. Das bedeutet: Die Verordnung wird weiterhin im Trilog zwischen den EU-Institutionen diskutiert, jedoch bleibt unklar, wann und in welchem Umfang FiDA tatsächlich verpflichtend wird. 

Diese Unklarheit über den genauen Zeitrahmen und Umfang der Verordnung erfordert eine flexible und vorausschauende Vorbereitung der Versicherungsbranche. Die endgültige Ausgestaltung von FiDA wird von den weiteren Verhandlungen und Anpassungen im politischen Prozess abhängen. 

FiDA-Verordnung | Open Finance-Raum in der EU schaffen

Rechte und Pflichten für Versicherungs­unternehmen

Versicherungsunternehmen hatten nach der ursprünglichen FiDA-Entwurfspflicht, autorisierten Drittanbietern Zugang zu ihren Daten zu gewähren. Diese Regelung betraf sowohl personenbezogene als auch nicht-personenbezogene Daten, die im Rahmen der normalen Geschäftstätigkeit von Finanzinstituten und Versicherungen erhoben wurden. Im Hinblick auf den Datenschutz können Unternehmen Kundendaten nur zur Verfügung stellen, wenn eine ausdrückliche Einwilligung der Kundinnen und Kunden vorliegt. 

Trotz der noch offenen Fragen zur konkreten Ausgestaltung von FiDA sollten Versicherungsunternehmen bereits heute mit einer ersten Bestandsaufnahme ihrer Dateninfrastruktur beginnen, um für eine mögliche Umstellung gewappnet zu sein. 

FiDA: Pflichtprogramm UND Erfolgsstrategie?

Die Resonanz aus dem Versicherungsmarkt zu FiDAist sehr unterschiedlich. Während einige Versicherer FiDA eher als Pflichtprogramm verstehen, möchten andere das Beste aus der Verordnung rausholen. Und auch wenn FiDA einen großen Aufwand für Versicherer bedeutet, bringt es doch auch seine Vorteile mit: Das Zusammenführen von Finanzdaten und Kundenhistorien könnte den Versicherern helfen, die Kundenbeziehung stärker zu individualisieren und zu optimieren. Mit FiDA könnten Versicherer ihre eigenen Daten einfacher mit externen Partnern und Systemen kombinieren, was die Möglichkeit bietet, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die besser auf die Bedürfnisse und Risikoprofile der Kundinnen und Kunden abgestimmt sind. 

Herausforderungen und Handlungsempfehlungen

Bestandsaufnahme der bestehenden API-Infrastruktur

Versicherer sollten zunächst eine Bestandsaufnahme ihrer aktuellen API-Landschaft durchführen. Welche APIs existieren bereits, und wie kompatibel sind diese mit den noch zu definierenden FiDA-Anforderungen? 

Technische Anforderungen definieren

Sobald der Versicherer eine Vorstellung davon hat, wie die FiDA-Verordnung künftig aussehen könnte, gilt es, die API-Standards entsprechend anzupassen. Dies betrifft insbesondere die Skalierbarkeit und die Integration externer Systeme. 

API-Schnittstellen testen

Um sicherzustellen, dass die APIs den zukünftigen Anforderungen gerecht werden, sollten Versicherer umfangreiche Tests durchführen. Diese Tests sollten sowohl die Funktionalität als auch die Sicherheit der Schnittstellen umfassen. 

Kooperation mit Expertinnen und Experten

Die Unterstützung durch spezialisierte Partner wie Convista kann eine pragmatische und schnelle Implementierung sicherstellen. Convista hilft dabei, die APIs so zu gestalten, dass sie den spezifischen FiDA-Anforderungen entsprechen und gleichzeitig die betriebliche Effizienz des Versicherers maximiert wird. 

Fazit: Frühzeitige Anpassungen an FiDA bleiben wichtig

Die Unsicherheit über den verbindlichen Zeitrahmen von FiDA erschwert zwar die genaue Planung, jedoch bleibt es für Versicherer weiterhin ratsam, sich schon heute mit den potenziellen Auswirkungen und notwendigen Anpassungen auseinanderzusetzen. Wer als First-Mover aktiv wird, könnte langfristig seine Marktposition und das Vertrauen der Kunden stärken, sobald die endgültige FiDA-Verordnung in Kraft tritt. 

Versicherer sollten: 

  • eine Strategie festlegen, welche Geschäftsziele sie mit FiDA verfolgen wollen 
  • eine Umsetzungs-Roadmap erstellen, die sowohl die technischen als auch die organisatorischen Anforderungen berücksichtigt 
  • die technische Infrastruktur überprüfen, um schnell auf die verbindlichen Anforderungen reagieren zu können 
  • die Scheme-Planungen mitgestalten, um sicherzustellen, dass ihre speziellen Anforderungen berücksichtigt werden 

Autor

Tony Eggert ist Senior Manager bei Convista und verantwortet den Themenbereich FiDA. Seit mehr als zehn Jahren ist er als Projektleiter im Finance- und IT-Umfeld tätig und konzipiert die Einführung und Weiterentwicklung von IT-Kernsystemen. Als Teil der Arbeitsgruppe Open Insurance unterstützt er den Ausbau der innovativen Bestrebungen der Branche. Ein Treffen auf ausgewiesenen Messen bzw. Buchungen für Fachvorträge sindmöglich. Lassen Sie uns gerne ins Gespräch kommen.

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